There will be Blood – Ein Film, der den meisten wohl erst durch seine Rolle als Oscarfavorit schmackhaft gemacht wurde. Ein neuer Film des Ausnahmeregisseurs Paul Thomas Anderson wurde schon mehrere Jahre herbeigesehnt. Der Film, der dabei herausgekommen ist, spaltet allerdings die Massen. Schon die erste Viertelstunde scheint im positiven Sinne wie ein Relikt aus den 60/70er Jahren. Untermalt von einem hypnotischen Synthiesoundtrack beobachtet der Zuschauer einen Mann in einem selbstgegrabenen Schacht, auf der Suche nach Erdöl. Es wird kein Wort gesprochen, und die bedeutungsschwangere Atmosphäre ähnelt Stanley Kubricks Anfangssequenz aus 2001 – Odysee im Weltraum.
Die Geschichte an sich ist schnell erzählt. Man beobachtet den ehrgeizigen, selbsternannten „Ölmann“ Daniel Plainview, wie er sich zu Beginn des 20. Jh. langsam in diesem Geschäft hocharbeitet. Mit seinem Sohn H.W. präsentiert er sich als Familienmensch, um Investoren zu überzeugen. Eines Tages gibt ihm der Farmersohn Paul Sunday den Tipp, dass auf seinem Familiengrundstück große Ölvorräte vorhanden sind. Dort angekommen, erweist sich der Fund wahrhaft als schwarze Goldgrube. Doch Pauls Zwillingsbruder Eli ist Daniel von Anfang an als Dorn im Auge. Eli ist ein geradezu fanatischer Prediger der eigenen Kirche, der seinen Teil des Geldes fordert. Daniel Plainview ist der Erfolg wichtiger als eine zwischenmenschliche Beziehung. Umso mehr irritiert es ihn, als ein Schicksalsschlag seinen Sohn taub werden lässt und plötzlich sein vermeintlicher Halbbruder vor der Tür steht. Am Ende dieses Werdegangs, soviel ist sicher, wird noch Blut fließen.
There will be Blood ist im wahrsten Sinne eine One-Man Show. Daniel Day Lewis erhielt für seine Performance letztendlich den Oscar. Er ist das Zentrum des Films. Allerdings wird er sehr objektiv betrachtet, seine Gedankengänge verschließen sich dem Zuschauer meistens. Er weiß zu fesseln, obwohl er gerade keine wirkliche Identifikationsfigur ist.
Es gibt allerdings in Eli Sunday, gespielt von Paul Dano einen ziemlich unterschätzten Gegenpart zu Daniel. Eli ist zunächst ein schleimiger Prediger, aber auch ein gerissener Gegner, der genau weiß, wie er Daniel Plainview demütigen kann. Er bleibt dabei konstant zwielichtig.
Das Bizarre an „There will be Blood“ ist, dass man so eine Mischung bisher noch kaum gesehen hat. Der Film verspricht einerseits, eine epochale Abrechnung mit dem amerikanischen Traum zu werden, ist dabei aber teilweise sehr minimalistisch angelegt. Natürlich ist es eine Auseinandersetzung mit dem Charakter eines kapitalistischen, egoistischen Mannes über fast 3 Jahrzehnte hinweg. Doch der Aufbau der Geschichte ist sehr langwierig und der Film ist das Gegenteil eines modernen Hollywoodblockbusters. Es gibt viele, ausufernde Aufnahmen der kalifornischen Ödnis, dazu ein untypischer, provozierender, teilweise aggressiv hämmernder Soundtrack und eher wenig Verständnis für einen klassischen Plot. So manch einer wird die teils qualvoll ausführliche Wiedergabe der Ölgewinnung uninteressant finden. Schon der Titel des Films wird den blutgierigen Zuschauer auf eine irreführende Fährte locken. Erst die letzte Viertelstunde leitet das Ende ein und bietet eine inzwischen berühmt berüchtigte, groteske Schlussszene.
Man muss sich „There will be Blood“ wohl mehrmals ansehen, um ihn richtig einschätzen zu können. Dafür gibt es ihn ja nun auf DVD und Blu-Ray. Extras sind hier kaum vorhanden. Anstelle eines herkömmlichen Making ofs gibt es, ganz im Geiste des Hauptfilms, lediglich eine Art Collage von Szenenbildern und historischen Recherchefotos. Alles in allem ist „There will be Blood“ kein Film für zwischendurch, sondern eine komplexe Filmerfahrung, die sich erst mit der Zeit entfaltet.
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