26 Games geht dem Ende zu und als letzter Buchstabe wartet
korrekterweise das Z. Und abgesehen von Textadventure-Legenden wie
"Zork" (nicht gespielt) oder abstrusen Platformern wie "Zool -
Ninja of the Nth Dimension" fällt mir da nicht mehr viel ein, was nicht
gerade mit "Zelda" zu tun hat. Zelda it is.
Aber welches Spiel aus dem großartigen Sammelsurium der
Action Adventure-Legende soll es sein? "A Link to the Past" war eines
meiner ersten Videospiele überhaupt, d.h. einer der drei Starttitel mit dem
SNES zu Weihnachten '92. "Ocarina of Time" ist bis heute mein
Lieblingszelda und versüßte Weihnachten 98 mehr als jeder Schokokalender.
Nee, ich entscheide mich für das Kuriosum der Reihe. "The Legend of Zelda - Majora's Mask" für das Nintendo 64.
Kurios ging es um die Jahrtausendwende auch los, als ich im
Nintendo-Only-Magazin "TOTAL!" las, dass Ocarina of Time so fix einen
Nachfolger erhält. Etwas skeptisch konnte man vor allem sein, da sich die
grafische Qualität des Spiels nicht allzu weit vom "Original"
entfernte. Es sah schlicht nach einem Add-on aus, was in einer Zeit vor
Online-Konsolenanbindungen oder gar DLC-Publishing ja eine Domäne von PC
Spielen wie z.B. Baldur's Gate war.
Mitte 2000 stellte sich dann heraus, dass Majoras Mask sich
in ungeahnter Weise vom Original entfernte und eine ganz neue Würze in das
klassische "Link-rettet-Prinzessin-Zelda-vor-Ganon" Spielprinzip
brachte. Diese Würze kam nämlich in Form eines bis heute umstrittenen
Zeitlimits hinzu. Dieses ziert auch unübersehbar das Interface im unteren
Bildschirmbereich. Ein Counter von 3
Tagen ingame-Spielzeit. Was ist geschehen?
Einige Zeit nach erfolgreicher Ganon-Austreibung trabt der
junge Link auf seinem Pferd Epona (bzw. Pony) durch unbekannte Wälder, als ihm
das Skull-Kid (im Deutschen elegant als "Horror-Kid" bezeichnet, ein
schon grob aus dem Vorgänger bekannter Wald-und-Wiesenkobold ihm das Hottehüh
klaut. Und die berühmte Ocarina. Nicht nur das, Link wird in ein
Deku-Strauchwesen verwandelt und patschelt ohne einen Großteil seiner früheren
Skills durch eine merkwürdige "Parallelwelt" namens Termina.
Parallel, da ein Großteil der Gesichter (aka Character models) bereits aus dem
Ocarina-Hyrule bekannt ist. Ein Schelm, wer da von CopyPaste spricht, denn diesmal
haben diese ganzen "Freaks" eine neue tiefe gewonnen. Link trifft
bald auf den "lustigen Maskenhändler", der ihm eröffnet, dass das
Horrorkid die verfluchte Maske von Majora geklaut hat und jetzt mit- uhuhuhu -
Mächten spielt, die Chaos und Zerstörung im Sinn haben. Auffälligstes Symptom
dabei ist die riesige Fratze, die am Himmel schwebt - Der Mond, ein
unheilvoller Brocken mit einer verstörenden Dämonenvisage nähert sich und droht
genau in Unruh-Stadt in der Mitte Terminas aufzuprallen. Genau drei Tage
bleiben Link daher bei seiner Ankunft dort, um eine Lösung zu finden, sowohl
für seine missliche Verwandlung als auch die Apokalypse. Das Problem ist... ein
ganzer Haufen Probleme, denn jeder Bewohner (praktisch in einem Notizbuch
verzeichnet) hat seinen Storyfaden, der gelöst werden will. Einige Bewohner
verfallen mit zunehmender Mondannäherung in Lethargie, Panik, oder verlieren
auf andere Weise die Nerven. So viel zu tun in so wenig Zeit...
Die Lösung liegt jedoch in der Ocarina, denn sobald
Deku-Link sich sein magisches Blasinstrument wiedergeholt hat, kann er sich
nicht nur von der Maske des Strauchjungen befreien (und diese danach jederzeit
auf eigenen Wunsch aufsetzen), sondern auch den Tageszyklus fast in letzter
Minute wieder zurücksetzen. The Legend of Zelda trifft auf "Und täglich
grüßt das Murmeltier". Das bedeutet, der Spieler wird im Laufe des Spiels
immer wieder die gleichen Tagesablaufe der Spielwelt miterleben und sie in
unterschiedlicher Weise beeinflussen um die Vielzahl an Sidequests und die
Dungeons zu bewältigen. Ganz wie gehabt werden dabei wichtige Items aufgesammelt, die in bester Serientradition
beim Vorankommen in den vier großen Dungeons dienlich sind. Nur vier? Ja, in
"Ocarina of Time" gab es noch 8 plus Bonusverliese, was aufgrund der
veränderten Struktur von Majoras Mask etwas zurechtgestutzt wurde. Klein ist
die Spielwelt jedoch nicht, denn der Weg ist das Ziel. Und der Weg in jeden
Dungeon ist verbunden mit Nebenquests und diversen Abschweifungen.
Man kann quasi sagen, dass Majoras Mask der König der
Nebenquests ist und viel von seinem Reiz und sein Alleinstellungsmerkmal von
diesen herrührt. Wichtig dabei ist vor allem das fast schon auswendig lernen
der individuellen Tagesabläufe der NPCs und das Ausführen bestimmter Aktionen
zu bestimmten Zeitpunkten. Schon vor Morrowind und co. kam zumindest im
zentralen Unruh-Stadt eine bisher kaum dagewesene Lebendigkeit ins Spiel. So
müssen beispielsweise auch die hübsche Dame im Hotel und ihr verschollener
Verlobter in einer dreitägigen Sidequest-Odyssee wieder vereint werden. Die
klassischen Geh-und-Bring-Aufgaben wie "Töte 10 Wildschweine" sind
ein Witz dagegen. Hier kommen auch die titelgebenden Masken ins Spiel, denn derer
gibt es 24, von denen nicht jede unbedingt viel Nutzen außerhalb einer Queste
mit sich bringt. Jedoch nicht nur die Deku-Maske, auch die anderen "freien
Völker", die in Ocarina of Time eingeführt wurden - Gorone oder Zora - sind
vertreten und lassen Link in eine andere Haut schlüpfen. Als
Goronen-Steinmensch erhält Link große Power und eine supercoole Rollattacke,
die sowohl in Wettrennen als auch im Bosskampf zum Einsatz kommt, während ein
fischiger Zora natürlich im Wasser herumdüsen kann wie Flipper auf Speed. Obwohl
Majoras Masks "Termina" verglichen mit der etwas homogeneren Welt von
Hyrule wie Nintendos Parallelweltversion nach Vorbild vom Zauberer von Oz
wirkt, ist sie zugleich jedoch auch schwermütiger und melancholischer als andere
Zeldas zuvor oder danach, mehr als das 2006er "Twilight Princess",
dass sich ja dem "Zwielicht" und diversen Schattenkreaturen
ausführlich widmete. Das geht nicht so weit, dass etwa tiefgründigere Probleme
wie in japanischen Vollblutrollenspielen (Teenagerschwangerschaft und
Selbstmord in Final Fantasy 6 z.B.)angesprochen würden, aber es schafft eine
ganz eigene Faszination, die Majoras Mask weniger zum schwarzen Schaf als
vielmehr zum leicht verrückten Onkel der Franchise-Familie machen.
Und gerade seine Verrücktheit, den Spieler beim Lösen von
Dungeons einem (wenn auch leicht zu drosselndem) Zeitlimit von 3 Tagen
auszusetzen, ist nicht bei jedem Spieler gut angekommen, macht für mich aber
einen besonderen Thrill aus. Erst im Laufe der Jahre scheint sich gerade in der
internationalen Webcommunity der Kultfaktor (so wie schon im Murmeltier-Film
mit Bill Murray) des Spiels herauskristallisiert zu haben, so gibt es immer
öfter Top-Listen in deren Ranking Majoras Mask gar Ocarina of Time vom Thron
stoßen konnte. Nicht von meiner, aber den coolen Onkel Majora kann man ja
trotzdem in regelmäßigen Abständen mal wieder einladen...
Nachtrag: Majoras Mask ist übrigens an "Weirdness"
besonders reich, denn nicht alle Charaktere sind Doppelgänger aus dem
Vorgänger: Abstruse Gestalten wie der grünberockte "Tingle", ein
35jähriger Freak, der gerne eine Elfe sein möchte und selbstgezeichnete Karten verkauft, hatte in
diesem Spiel sein Debut und - zumindest in Japan - sogar schon seine eigenen
Handheld-Ableger. "Tingle Tingle Kooloo Limpah!"
Nachtrag 2: Eine ganz andere Geschichte, nicht Meme, aber
Internetphänomen der sogenannten "Creepypasta" wird ebenfalls immer
wieder mit Majoras Mask in Verbindung gebracht. Creepypasta, also Copy/Paste
und Creepy, das sind die urbanen Gruselstories der Internetgeneration. Im Fall
von Majoras Mask drehen sie sich um ein angeblich vom Glitch-Geist eines
ertrunkenen Jungen heimgesuchtes Spielmodul... Ach, schaut selbst, das is mir
fast zu komplex...
Creepypasta: