Donnerstag, 8. Mai 2008

Rezension "Speed Racer"

Hier meine Rezension (wie auch schon bei "CT - Das Radio" gesendet):


„Speed Racer“ ist der Name einer Zeichentrickserie, die zunächst Ende der 60er in Japan entstand, und später ein Riesenerfolg in den USA wurde, und besonders zur Beliebtheit japanischer Animes im Westen beitrug. Es geht in Speed Racer um den Rennfahrer mit eben diesem Namen. Er ist der mittlere Sohn der Racer Familie, die Rennwagen herstellt und dabei eines der letzten unabhängigen Unternehmen ist. Schon als Kind hatte Speed Racer nichts als Autos und die Geschwindigkeit im Kopf, und immer schon hat er seinem großen Bruder Rex nachgeeifert. Dieser verunglückt eines Tages jedoch unter mysteriösen Umständen. Jahre später ist Speed Racer seinem legendären Bruder nahezu ebenbürtig - todesmutig düst und schleudert er mit seinem Wagen, dem sogenannten Mach 5 durch jede noch so gewagte Kurve in dem achterbahnähnlichen Rennstadion seiner Heimatstadt. Doch das große Geschäft bietet ihm der Megakonzern Royalton Industries an, dessen Firmenchef Speed für sich fahren lassen will. Als er das Angebot zugunsten der Familientradition ausschlägt, erfährt er jedoch von Royalton die Wahrheit über die Geschäfte und die Korruption im Rennsport. Doch anstatt aufzugeben, tut sich Speed Racer mit dem mysteriösen, maskierten Racer X zusammen, um die Verbrecher zu enttarnen. Hierfür nimmt er auch an der gewaltigen, sich über mehrere Klimazonen erstreckenden Rallye „Casa Cristo 5000“ teil, bei der sein Bruder damals ums Leben kam. Doch auch nach dieser bombastischen Automaterialschlacht, die alles andere als fair ausgetragen wird, ist das höchste Ziel für Speed Racer der Weltmeistertitel im Grand Prix, bei dem er Royalton und seinesgleichen beweisen kann, dass es vor allem auf die Leidenschaft beim Rennfahren ankommt.

„Speed Racer“ ist der neueste Streich der Wachowski-Brüder, die mit dem ersten Matrixfilm praktisch zu Kultregisseuren wurden, dann aber durch die beiden Fortsetzungen wieder auf den Boden der Tatsachen herabgeholt wurden. Was den Familienactionblockbuster Speed Racer dennoch mit der Science Fiction Trilogie verbindet, ist die Liebe zur fernöstlichen Ästhetik und ein ganz besonderer visueller Look. Doch ganz im Gegensatz dazu ist „Speed Racer“ so bonbon bunt, dass selbst „Charlie und die Schokoladenfabrik“ dagegen trist aussieht. Die Welt hat ihre futuristischen Metropolen wie auch ihre Vorstadtidylle im 60er Jahre Retro Look. Im Grunde ist ein Großteil der Hintergründe bei Speed Racer computergeneriert, und auch die Schauspieler sind zwar real, aber wirken, nicht zuletzt durch die cartoonhafte Kleidung sehr überzogen. Sie spielen von gewohnt solide, z.B. John Goodman als Pops, bis nah an der totalen Lächerlichlichkeit wie z.B. Benno Fürmann als Inspector Detector. Die Hauptrolle des Speed Racers übernimmt Emile Hirsch, der zuletzt in Sean Penns Aussteiger Drama „Into the Wild“ von sich Reden gemacht hat. Und neben Oscarpreisträgerin Susan Sarandon als Mom Racer tritt endlich auch mal wieder Christina Ricci als Speeds Freundin Trixie in Erscheinung. Da Speed Racer in den deutschen Babelsberg Studios gedreht wurde, durften neben Fürmann auch Cosma Shiva Hagen und Moritz Bleibtreu Nebenrollen übernehmen.

Auf den überstilisierten Look muss man sich unbedingt einlassen können, wenn man an Speed Racer seine Freude haben will. Fast alle Charaktere in Speed Racer sind nämlich in erster Linie eine Hommage an das Anime-Vorbild. Trotzdem läuft der Film in seinen komischen Augenblicken oft in Gefahr, schlichtweg albern zu sein. Besonders der jüngste Sohn der Racers, der etwas überdrehte und vorlaute kleine Spritle und sein bester Freund der Schimpanse Chim Chim versuchen sich so hartnäckig ihre Leinwandpräsenz zu erkaufen, dass es manchmal schon fast weh tut. Trotz alledem wird „Speed Racer“ seinem Namen gerecht und verbreitet einen guten Eindruck von Geschwindigkeit und der Faszination Rennfahren durch einen kindlich-naiven Blick. Letztendlich gelingt es den Wachowskis aber, die Welt der alten Zeichentrickserie mit einem gewissen Augenzwinkern doch noch glaubwürdig werden zu lassen.

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