Donnerstag, 31. Januar 2008

Rezension "Cloverfield"

Alle Jahre wieder gibt es im Bereich Kino ein marketingtechnisches Phänomen, ein Film, der eigentlich phänomenal floppen sollte, bzw. direkt in die Videotheken wandert. Vor etwa 9 Jahren gelang dem Blair Witch Project jedoch ein solcher Hype. Unterstützt durch das noch pubertierende Internet, war nach kurzer Zeit viel Wirbel um einen gänzlich im Homevideo-Look gedrehten Film gemacht worden, der von der Machart fern allen Hollywood-Klischees war. Es schien in den letzten Wochen so, als stünde ein weiteres Highlight in dieser Richtung bevor, dessen Trailer die Handlung und das Genre zunächst bewusst zu verschleiern wusste, und am Ende nur das amerikanische Releasedate offenbarte. Vor kurzem erst erfuhr die Welt den Titel von dem von J.J. Abrams produziertem Geheimprojekt, nämlich Cloverfield. Und damit all das Rätselraten etwas gemildert wird, ja, es ist im weitesten Sinne ein Katastrophenfilm, in eben jenem durch Blair Witch definierten Amateurvideofilm-Stil. Um es noch deutlicher zu machen, es sieht aus wie eine Mischung aus Blair Witch, Krieg der Welten und vor allem Godzilla. Noch dazu spielt der Film mal wieder in New York. Genau, in erster Linie ist Cloverfield also etwas für Freunde des Monsterfilms, und Leuten, die generell nicht über zu schwache Nerven verfügen. Denn obwohl es in Cloverfield gerade nicht an allen Ecken und Enden splattert und metzelt, ist der Film bisweilen eine recht intensive Erfahrung. Manchmal sogar auf unangenehm physische Weise, denn viele Zuschauer, die zu nah an der Kinoleinwand saßen, beklagten sich schon über die wackeligen Bilder.

Der Plot von Cloverfield ist schnell erzählt, und natürlich eher Nebensache. Der Zuschauer sieht, was die Videokamera von Jason, Lily und ihren anderen Freunden und Bekannten festhält. Diese feiern gerade in einer Wohnung in Manhattan den Abschied von Jasons Bruder Robert, der dank einer Beförderung nach Japan gehen will. Doch nach diesem etwas langatmigen Anfang, in dem zunächst die Charaktere gewissermaßen vorgestellt und Beziehungsgeflechte ein wenig erläutert werden, unterbricht ein Erdbeben plötzlich die bisher ganz vergnügliche Feier. Ein Moment, auf den das Publikum natürlich lange gewartet hat, und so landet auch kurz darauf schon der Kopf der Freiheitsstatue beinah symbolisch auf dem Asphalt der Straße. Dann beginnt die Flucht, und die wacklige Kamera ist immer mit dabei. In erster Linie begleitet der Zuschauer dabei die Freunde Jason, Robert, Lily, Marleena sowie „Kamerakind“ Hud, die versuchen, aus Manhattan zu entkommen. Das stellt sich natürlich als schwierig heraus, noch dazu wird bald deutlich, dass jeder der Charaktere jederzeit draufgehen kann, was vor allem durch die eher weniger Bekannten Schauspieler noch verstärkt wird. Worauf Cloverfield hinaus will, wird schnell klar, der Zuschauer soll sich mit den Charakteren identifizieren, so dass eine emotionale Bindung aufgebaut und der Realismus des Schreckensszenarios gesteigert wird. Das Vorbild hierfür sind mal wieder die drei Studenten aus dem Blair Witch Project, sowie der Ansatz von Stephen Spielbergs Remake vom Krieg der Welten. Und was ist eigentlich mit dem Monster? Ja, man wird es irgendwann noch zu Gesicht bekommen, vielleicht für manch einen zu wenig, für die Atmosphäre des Films vielleicht sogar zu viel.

Cloverfield jedenfalls gelingen teilweise spektakuläre Eindrücke und Szenarien; sollte das Ziel allerdings gewesen sein, den absoluten Mitfühl-Monsterfilm zu schaffen, so kann das nur teilweise als gelungen bezeichnet werden. Die Charaktere scheinen immer noch ein Stück von echten Menschen entfernt zu sein. Alles in allem ein düsterer Film, der in manchen Einstellungen auch die Bilder des 11. Septembers aufgreift. Humor kommt hier nur selten vor, wenn z.B. in U-Bahnschächten absurde Dialoge über brennende Obdachlose geführt werden. Oder aber auch mit einem ironischen Augenzwinkern, wenn mitten in der heftigsten Action das Videotape der Kamera kurz unterbricht, und den früher aufgenommenen Ausflug nach Coney Island preisgibt. Und obwohl Cloverfield als Popcornfilm teilweise unglaublich niederschmetternd ist, und sich (auf positive Weise) sehr oft von üblichen Hollywoodklischees abgrenzt, so wird auch hier das klassische Liebesthema zur Motivation des selbsternannten Anführers Robert, wo unsereins vielleicht eher um sein Leben rennen würde. Reine Monsterfilmfreunde werden von Cloverfield also letztendlich vielleicht mehr erwartet haben, ansonsten erwartet den Zuschauer in der nicht allzu langen Laufzeit von 85 Minuten eine vollkommen neue Perspektive auf ein außergewöhnliches Katastrophenszenario.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gute Rezension! Und den Film fand ich auch super! Konnte ich gut aushalten das Ganze! ;-)
Hatte ja schlimme Befürchtungen nach dem "I am Legend" Schock! Aber war echt ok!